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Eins spüre ich im Gespräch mit sehr vielen Menschen, insbesondere Frauen, intelligenten Frauen, künstlerischen Frauen, erfolgreichen Frauen:
Sie glauben, sie sind nicht interessant, außergewöhnlich genug, um Beachtung geschenkt zu bekommen. Sie fühlen sich „dumm“, nicht künstlerisch, wertlos.

Alles was sie tun, sagen oder denken ist normal, nichts Spektakuläres und nichts Nennenswertes:

Auch ich unterlag lange dem Glauben, dass ich keine richtige Sängerin sei, denn mich interessierten so viele andere Dinge:

Deshalb fühlte ich mich wie keine richtige Sängerin. In meiner Gedankenwelt war ich eine Hochstaplerin bis ich begann die Welt und mich in dieser Welt aus einer anderen Perspektive zu sehen. Das hat für mich alles verändert.

Dazu möchte ich euch alle einladen:
Was ist wenn wir beginnen unsere Erfolge, mögen sie gefühlt noch so klein sein, in einem ersten Schritt neutral anzuerkennen. Sie einfach erstmal zu sehen, bevor wir sie bewerten.

In meinem Falle: Sandra, du bist seit 10 Jahren an einem fantastischen Opernhaus. Davor warst du Teil des Ensembles der Staatsoper Hannover und Mitglied des internationalen Opernstudios Köln.

Das ist ein Fakt. Das ist die Wahrheit.
Entweder kann ich diesen Erfolg jetzt kleinreden und mit einem Ja, aber betrachten:

Ja, aber du hast niemals eine Carmen gesungen.
Ja, aber du warst ja auch insgesamt 18 Monate in Elternzeit also warst du nicht wirklich 10 Jahre da.
Ja, aber ich wurde von dort nie ins Ausland eingeladen.
Ja, aber du hast vor allem mittlere Partien gesungen.
Ja, aber ich war ja nur ein Jahr in der Staatsoper Hannover.
Ja, aber ich war ja „nur“ im Opernstudio der Oper Köln.

Ich könnte aber es auch aus einer ganz anderen, Ja, und Perspektive betrachten:

Ja, und ich wurde wertgeschätzt und deshalb immer wieder verlängert.
Ja, und ich bin ein wichtiger Teil des Ensembles.
Ja, und ich habe unzählige Vorstellungen gesungen und war so gut wie nie krank.
Ja, und ich wurde weiterempfohlen und habe inspirierende andere Projekte dadurch kreieren und mitgestalten können.
Ja, und ich habe ein großes Repertoire aufgebaut.
Ja, und ich wurde vielfältig eingesetzt.
Ja, und ich habe bisher nur an A-Opernhäusern gesungen.
Ja, und ich war nur ein Jahr in Hannover, weil ich danach den begehrten Platz in Köln im Studio bekommen habe.
Ja, und ich wurde noch während meines Studiums an die Staatsoper Hannover engagiert.

Ich entscheide mich heute für Ja, und…
Denn das ist auch meine Wahrheit. Das was ich heute mit euch teile, kostet mich Mut, denn ich habe so noch nie darüber gesprochen. Aber es tut mir gut.
Und seitdem ich mein Leben so betrachte und meine Schritte anerkenne, geht es mir gut, richtig gut. Ich erkenne meinen Wert, dadurch sehen andere meinen Wert. Oft sagen mir Leute, dass ich eine innere Ruhe und Sicherheit ausstrahle. Das was wir spüren, können wir nach draußen geben.

Wenn du das nächste Mal wieder an einen Punkt gelangst, an dem du glaubst, dass du „Nichts“ bist und deine Worte nur „Schall und Rauch“ sind, nimm dir einen Moment Zeit:

Was würde dein neutrales Ich über dich sagen, wenn du dir gegenüber sitzt?

Und hier kommt ein anderer ganz wichtiger Punkt:
Das was wir denken, fühlen, wissen und glauben ist für uns, unser „Normal“.
Du bewegst dich in deiner Welt, in deiner Blase. Du bist Du und weißt was Du tust.
Aber da sitzt eine ganze Menschheit da draußen, die dich nicht kennt, die nicht weißt was du tust, fühlst, denkst, forschst oder glaubst.
Und ob du es glauben magst oder nicht: Diese Dinge zu teilen, macht unsere Spezies aus. In dem wir beginnen unsere Ideen, unsere Meinung, unser Ich zu teilen, entstehen Symbiosen, entsteht Dialog, Kunst, Wachstum, Emotion usw.
Wir sind quasi davon abhängig zuzuhören und gehört zu werden.

Also hier noch ein anderer wichtiger Punkt über das Zuhören:

Während ich das hier schreibe bin ich im schönen Italien und habe begonnen mit meiner 6 jährigen Frieda „Momo“ von Michael Ende zu lesen:

"Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war: Zuhören. Das ist doch nichts Besonderes, wird nun vielleicht mancher Leser sagen, zuhören kann doch jeder. Aber das ist ein Irrtum. Wirklich zuhören können nur ganz wenige Menschen. Und so wie Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig."

Das, was echtes Zuhören bewirkt ist in Michael Endes „Momo“, oder wer es lieber in Fachliteratur lesen möchte in Nancy Klines „Time to think“, nachzulesen. Es bewirkt Unglaubliches. Es fördert das Potential des Erzählenden auf eine Weise, die mir fast magisch erscheint.

Wann hast du das letzte Mal deinen Gedanken wirklich Raum gegeben und anderen von deinen Ideen erzählt? Wann hast du dich wichtig genommen? Wann hast du dich das letzte Mal in einer Unterhaltung gleichwertig gefühlt? Wann hast du dich im Gespräch mit deinem Partner nicht dumm gefühlt? Wann hast du dich als echte KünstlerIn gefühlt? 

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